Einfamilienhaus aus Borkenkäferholz in Kierspe

Stand: 02.05.2024, 08:31 Uhr

In Kierspe im Sauerland entsteht ein Haus aus Holz, das vom Borkenkäferbefall geschädigt wurde. Es ist umweltschonend und wiederverwertbar. Ist das die Zukunft im Hausbau?

Von Heiko Dolle

Timo und Lisa Gelzhäuser sind im Stress. Das erste Element des Borkenkäferhauses wird geliefert. Ein großer Kran hievt das Modul auf ein Stahlgerüst. Drei weitere werden folgen. Innerhalb von wenigen Tagen soll alles fertig sein. Denn schon bald möchte die neue Besitzerin in ihr Holzhaus einziehen.

Traum geht in Erfüllung

Die Elemente des Holzhauses werden per Kran geliefert | Bildquelle: Heiko Dolle, WDR

Für das Geschwisterpaar aus Kierspe geht damit ein Traum in Erfüllung. Bereits vor drei Jahren hatten die beiden die Idee, das Borkenkäferholz aus den eigenen Wäldern zu nutzen. Denn diese Bäume sind zwar vom Käfer befallen, ihr Holz ist trotzdem einwandfrei. Zunächst entstanden kleinere Holzhütten, danach folgten Tiny Häuser - vorgefertigt und schlüsselfertig produziert. Und jetzt steht das erste Einfamilienhaus. Und wieder fast alles ganz aus Borkenkäferholz.

Holz war nach Befall nichts mehr wert

Die Holzpreise waren damals im Keller. Denn der Borkenkäfer hatte in vielen Wäldern des Sauer- und Siegerlandes zugeschlagen. Hinzu kam der Klimawandel. "Beides hatte die Wälder quasi im biblischen Ausmaß vernichtet", erinnert sich Timo Gelzhäuser. Sie hätten ihr Holz verschenken müssen, weil es kaum noch Abnehmer gab. "Dadurch sind wir auf die Idee gekommen, das Holz selber zu vermarkten."

Bäume nicht durch die Motorsäge "gestorben"

Das Borkenkäferhaus kostet so viel wie andere, vergleichbare Holzhäuser. Die Bauzeit auf der Baustelle ist aber sehr viel kürzer, da vieles bereits montiert ist. Und das ist nicht der einzige Unterschied, sagt Timo Gelzhäuser: "Der größte Unterschied zu normalen Häusern ist, dass fast alles aus dem vollen Holz ist, also kein verleimtes Holz. Außerdem ist es halt fast alles vom Borkenkäfer befallenes Holz. Es ist nicht durch die Motorsäge gestorben, sondern leider durch den Borkenkäfer. Und so findet das Holz eine ganz gute Anwendung. Und die Leute sind ganz angetan davon, gesund und umweltschonend zu wohnen."

Unternehmer des Jahres

Ihre Bauideen aus Borkenkäferholz kommen an. Ihr "Organic Tiny House" wurde vom Landesumweltministerium und der Uni Dortmund unterstützt. Und für ihren Einsatz als Waldbauern mit ungewöhnlichen Ideen wurden sie als Unternehmer Südwestfalens ausgezeichnet.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.05.2024 auch im Fernsehen: Lokalzeit Südwestfalen.

 Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Timo und Lisa Geldhäuser
  • Landesumweltministerium NRW